Kondensat auf der Aussenseite von Fensterverglasungen

Welcher Fensterbauer kennt sie nicht, die Rückmeldungen besorgter Kunden, welche sich über Kondensat an neuen Fenstern beschweren. Oft wird nicht sofort erkannt, dass es sich um Kondensat auf der Aussenseite der Fenster handelt. Dabei ist gerade dieses Phänomen ein Zeichen für die massiv bessere Wärmedämmung neuer Verglasungen im Vergleich zu den alten.

Hier hilft nur Aufklärungsarbeit, um bei der Bauherrschaft Verständnis für die physikalischen Vorgänge zu schaffen. Worum geht’s also?

Insbesondere im Frühjahr und im Herbst häufen sich Feststellungen, dass unter gewissen klimatischen Voraussetzungen Tauwasser (Kondensat) an den äusseren Scheiben von Isolierglas auftritt.

Der Grund dafür ist das zeitlich begrenzte Zusammentreffen folgender drei Einflussfaktoren:

  • Hoher Feuchtigkeitsgehalt der Aussenluft: Im Frühling und im Herbst herrschen morgens oft kühle Temperaturen mit entsprechend hohem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Starke Schwankungen zwischen Tag und Nacht führen dazu, dass insbesondere in den kalten, frühen Morgenstunden die relative Luftfeuchtigkeit so stark ansteigt, dass die Oberflächentemperatur von Fassadenbauteilen nun die kritische Taupunkttemperatur darstellt.
  • Niedrige Oberflächentemperaturen der äussersten Scheiben: Die heutigen hochdämmenden Verglasungen von Fenstern sorgen dafür, dass möglichst wenig Wärme von innen durch das Glaspaket nach aussen strömt. Das führt dazu, dass die äusserste Scheibe sehr niedrige Oberflächentemperaturen aufweist, da aufgrund der guten Wärmedämmung nur wenig Wärme von innen nachströmt und die Scheibe „aufwärmt“.
  • Abstrahlung der Eigenwärme der Verglasung: Die zeitgenössische Architektur verzichtet heute oft auf den früher üblichen konstruktiven Wetterschutz wie z.B. Vordächer oder Ähnliches. Dadurch sind Glasflächen gegen aussen extrem exponiert und strahlen insbesondere während den wolkenlosen frühen Morgenstunden Eigenwärme ab. Dabei kühlt die äussere Glasfläche kurzfristig zusätzlich ab.

Speziell in den kühlen Jahreszeiten bestehen häufiger Wetter- und Klimakonstellationen, welche zum Zusammentreffen der drei aufgeführten Einflussfaktoren führen. In der Folge wird der Taupunkt der Luftschicht auf den äusseren Glasflächen unterschritten und es bildet sich kurzfristig Kondensat an den äusseren Scheibenoberflächen.

Diese Art der Kondensatbildung auf der Aussenseite tritt im speziellen also bei sehr gut isolierenden Fensterscheiben (Isolierverglasungen mit niedrigem U-Wert) auf und steht im Zusammenhang mit der Wetterlage sowie der Lage/Exposition des Fensters an der Fassade.

Grundsätzlich tritt die Erscheinung bei sämtlichen Materialien wie zum Beispiel bei Fassadenverkleidungen aus Metall oder sogar Kunststoff auf. Aufgrund der Transparenz von Glas wird es bei Verglasungen aber am häufigsten erkannt, weil es durch die Tauwasserbildung teilweise seine offenbarste Eigenschaft, die Transparenz, verliert.

Da der Bildung von Kondensat an der äusseren Scheibe von Isolierglasscheiben kein technischer Mangel zugrunde liegt, stellt dieses Phänomen auch keinen Mangel dar und ist somit kein Reklamationsgrund.

Ganz anders zeigt sich die Situation bei der Bildung von Kondensat auf der Innenseite der Fenster, im Blendrahmenfalz oder den Bauanschlüssen. Hier bestehen vielfältige, potentielle Ursachen in den Bereichen Lüftung & Heizung, thermische Dämmeigenschaften der Materialien, Undichtigkeiten an Fenstern etc., welche im Rahmen eines Schadenfalls vor Ort genauestens untersucht und analysiert werden müssen.